Gemischter Chor Schwalheim e.V.

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Das Singen und auch die Fröhlichkeit (WZ Artikel)

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Von: Petra Ihm-Fahle

»Wir lassen uns das Singen nicht verbieten. Das Singen nicht und auch die Fröhlichkeit«, hat Tina York einst gesungen. In Schwalheim verfolgt man das gleiche Motto.

Singen im Gesangverein - ist das nicht ein Hobby von gestern? Nein, sagt Dieter Hahn, Sprecher des gemischten Chors Schwalheim. Solche Gedanken hätten die meisten Menschen nicht. Was die überwiegende Mehrzahl vorbringe, wenn man sie für eine Mitgliedschaft gewinnen will, sei die Aussage: »Ich kann nicht singen.«

Als Dieter Hahn ein Schüler war, lebte er in Merlau am Rande des Vogelsbergs. Ein Lehrer wollte einen Schulchor gründen, Hahnmeldete Interesse an, aber der Lehrer winkte ab und sagte: »Du kannst nicht singen.« Dadurch entstand bei dem Jungen eineAversion gegen das Singen. »Und ich glaubte, dass ich das nie hinkriege«, erzählt er. Mittlerweile singt er im gemischten ChorSchwalheim und ist Sprecher des Vorstandsteams, doch bedauerlicherweise hat der Verein Nachwuchsprobleme. Hahn liegt esam Herzen, davon zu erzählen: Dies bei dem Treffen in dem kleinen Café am Ludwigsbrunnen, das von dem Bad Nauheimer Stadtteil gut zu Fuß zu erreichen ist.»Die frühere Mitgliederzahl hat sich halbiert, Mitglieder sind verstorben oder zu alt, sie können sich nicht mehr ins Auto setzen. Und dann kam noch Corona dazu, da haben wir auch einige verloren, die nicht mehr gekommen sind.« 60 Mitglieder, davon nur 20 aktive - das ist so wenig, dass der traditionsreiche Chor mangels ausreichender Lautstärke keine Freiluftkonzerte mehr geben kann. Hahn hofft, vielleicht den einen oder anderen Interessenten gewinnen zu können, das Lust bekommt, sich zu engagieren.

 

Jeder, der es will, kann singen

Wird jemand gefragt, ob er oder sie mitmachen will, ist die häufigste Antwort laut Hahn allerdings: »Ich kann nicht singen.« Was nicht stimme - jeder könne singen lernen, so wie man Fahrradfahren oder Schwimmen lernt.
Vergangenes Jahr beschlossen das Vorstandsteam und Chorleiter Hermann Jung also, den Verein sichtbarer zu machen, Aktionen auf den Weg zu bringen, um das Steuer herumzureißen. Für Anfang Mai 2023 stellten sie einen Frühjahrskaffee für die Bevölkerung auf die Beine. »Es war ein voller Erfolg. Wir haben gemeinsam gesungen, dadurch wurde widerlegt, wenn jemand sagt, ›Ich kann nicht singen‹. Sie haben alle begeistert mitgesungen.«
Im August folgte ein »Sommerkaffee«, später eine öffentliche Chorprobe und in der Folge ein anrührendes Nikolaus-Singen. Das zog zwei neue weibliche Mitglieder an, ein drittes überlegt es sich. Ein großes Problem ist, dass der Verein das traditionelle Brunnenfest und die Faschingssitzung nicht mehr zelebrieren kann. Die Mitglieder seien dafür einfach zu alt, es sei zu anstrengend. Hinzukommt besagtes Problem, dass der Chor zu klein ist, um ein Open-Air-Konzert zu geben. »Am liebsten würde ich jedem, der fragt, ›Warum gibt es kein Brunnenfest und keinen Fasching mehr?‹, sagen: ›Dann komm doch!‹ Und dann hört man: ›Ich kann nicht singen‹.«

Wo bleibt denn der Kuchen?

Da der Verein schon 181 Jahre unter verschiedenen Namen besteht,wäre es nach Ansicht von Hahn schade, ginge das Ganze den Bachrunter. Nachdenklich sagt er: »Das Schlimme ist, wenn es die Vereinenicht mehr gibt, wird die Bevölkerung merken, was uns fehlt, egal, obes ein Gesangverein oder Landfrauenverein ist. Wenn die Landfrauenweg sind, wird es heißen, ›wo bleibt denn der Kuchen?‹ Wenn derGesangverein weg ist, ›woher bekommen wir jemanden, der uns einStändchen bringt?‹.«Wie Hahn erzählt, besteht eine zwischenmenschlich wertvolleGemeinschaft in der Truppe. Zieht jemand neu nach Bad Nauheim,kann er oder sie gut Anschluss finden. Er nennt das Beispiel einer 23-jährigen Chinesin, die als Krankenschwester im GesundheitszentrumWetterau arbeitet. Eine Dame aus dem Chor kümmere sich rührendum sie. Außerdem werden die Geburtstage stets mit einem Ständchenbegangen. Das Vereinsleben ist so persönlich, dass Hahn dieGeburtstage und das Alter seiner Mitglieder kennt. Im Chormitzumischen, scheint etwas zu sein, das der Seele guttun kann.Auch er habe erst mal »Ich kann nicht singen« geantwortet, als manihn fragte. »Mittlerweile funktioniert es aber ganz gut«, schmunzeltHahn. Er hofft, durch den Artikel aufrütteln und zum Mitmachenanimieren zu können.

Zuletzt aktualisiert am Montag, den 18. März 2024 um 22:45 Uhr